Noch mehr Strom zum Advent

Hallo zusammen,

Am vierten Adventssonntag war es endlich so weit: Andre kam vorbei, um den ersehnten Ladebooster einzubauen. Schon ein paar Tage vorher hatte er den Klemmenkasten inspiziert…

…und festgestellt, dass die verlegten Kabel ausreichend dick sind, um auch einen Ladebooster mit 45 Ampere einzubauen. Das ist mir natürlich nur recht, je mehr Strom, umso besser.

Nur in das eigentlich vorgesehene Fach will er nicht so recht passen.

Unter die Klappe geschraubt geht’s aber auch.

Beschreibungen von Ladeboostern lesen sich für mich immer ein bisschen wie Zauberei. Einfach den Ladebooster einbauen und schon wird die Aufbaubatterie mit phantastischen Strömen von 40 Ampere und mehr geladen, als käme die Energie dazu aus dem Nichts.

Das ist natürlich Unsinn und wer etwas in Physik aufgepasst hat, der weiß das auch. Aber was macht so ein Ladebooster genau?

Eigentlich ist das eine Energieumverteilung. Die Lichtmaschine (kurz LiMa) hat bei laufendem Motor vor allem die Aufgabe, die Starterbatterie zu laden. Wird das Radio, die Klimaanlage oder die Fahrzeugbeleuchtung eingeschaltet, liefert die Lichtmaschine auch dafür die Energie. Wer richtig viel Strom verbraucht, wird das irgendwann beim Spritverbrauch merken.

Bei der üblichen Verschaltung hängen Starterbatterie und Aufbaubatterie über das Trennrelais gemeinsam an der LiMa, natürlich nur, solange der Motor läuft, deshalb gibt es ja das Trennrelais. Je nach Qualität der Verkabelung kommt mehr oder weniger Ladestrom bei der Bordbatterie an. Aber in der Regel ist es zu wenig. Ich habe zum Beispiel mehrfach folgendes festgestellt: Wenn ich mit CE = -100Ah losgefahren bin, hatte ich nach einer Fahrstrecke von rund 300km immer noch CE = -60Ah. Das reicht nicht, vor allem im Winter bei kurzer Sonnenscheindauer und oft bedecktem Himmel.

Ein Ladebooster holt sich den Strom aus der Starterbatterie und lädt dann, sogar mit einer richtigen Kennlinie, inklusive Erhaltungsladung und allen Schikanen, die Wohnraumbatterie auf. Die vom Ladebooster beanspruchte Starterbatterie hat dadurch eine niedrigere Spannung, was den Regler der Lichtmaschine zum Nachladen veranlasst.
Von der Erhaltungsladung wird man natürlich nur bei ausreichend langen Fahrstrecken profitieren, aber selbst wenn nur zwei Stunden lang mit 45 Ampere geladen wird, kann auch eine große Batterie so nah genug an die Erhaltungsladung gebracht werden, dass man sie an einem sonnigen Wintertag vielleicht noch mit Solarstrom zu 100% voll bekommt. Bei einer LiFeYPo4-Batterie (kurz LiPo) ist das noch unkritischer, die braucht keine Erhaltungsladung und verträgt es sehr gut, teilentladen herumgefahren zu werden. Sie kann große Ladeströme aufnehmen und ist darum ein dankbares Zielobjekt für viel Strom vom Ladebooster. Andre hat die Sache mit dem Ladebooster hier auch sehr schön erklärt: Amumot – Ladebooster oder Trennrelais

Am nächsten Morgen war Zeit, das Ganze mal zu testen.

Den Batterien geht’s nicht wirklich schlecht…

…bei einem Ladestand von knapp 95% und gerade einmal 35 fehlenden Amperestunden. Etwas Strom werden sie trotzdem aufnehmen können. So bin ich dann, noch in unfertigem Zustand, ins eiskalte Fahrerhaus gekrabbelt, um den Motor anzulassen und die Stellplatzbevölkerung aufzuwecken. Doch da tat sich nichts, keine gewaltigen Ladeströme. Dabei hatte es beim Funktionstest am Abend zuvor geklappt. Mit der Sonne kam dann auch Andre raus und ich habe mein Leid geklagt. Natürlich war alles ganz einfach, ich hätte nur etwas länger warten müssen, denn der Ladebooster schaltet sich erst nach etwa zwei Minuten ein. Wer die Anleitung hat und auch liest, der weiß das. Also nochmal nach vorn, Motor anschmeißen und warten. Tatsächlich, nach ziemlich genau zwei Minuten hat es unter der Sitzbank geklickt und da sind sie:

Stromtierchen, in Marsch gesetzt von der Lichtmaschine und dem Ladebooster. Dass ein 45 Ampere Booster hier sogar Ladeströme von 48 Ampere liefern kann, liegt an der inzwischen aufgegangenen Morgensonne, die meinen akkurat ausgerichteten Solarkoffer bereits beschienen hat. Wenn ich die rund vier Ampere Solarstrom abziehe, ergibt sich genau die erwartete Leistung des Boosters, also alles bestens.

Sicher werde ich jetzt öfter vor längeren Fahrstrecken den Ladestand kontrollieren und dann sehen, wie viel der Booster gebracht hat. Im Sommer brauche ich den zusätzlichen Strom nicht wirklich, sollte sich diese Stromumverteilung wahrnehmbar auf den Verbrauch auswirken, lässt sich der Booster wohl mit einem Schalter in der D+-Leitung auch abschalten.

Gruß
Henning