Hallo zusammen,
in Diskussionen auf Facebook geht es auch immer wieder um die Motorleistung für das Reisegefährt. Da dauert es nach den ersten Posts von Leuten, die zu Motorleistungen im dreistelligen Bereich raten, nie lange, bis jemand den Satz aus der Überschrift fallen lässt: Wir sind doch nicht auf der Flucht!
Richtig, sind wir nicht, aber souveränes Fahren sieht anders aus, als mit 3,5 Tonnen und 75 PS in der Steigung um jeden Meter Vortrieb zu kämpfen. Natürlich kommt man auch mit dieser Ausstattung überall hin, für mich gehört es aber zum entspannten Fahren, zu wissen, dass ich könnte, wenn ich wollte. Wie meine ich das?
Mit meinem ersten Wohnmobil, dem seligen VW-Bus T3, ging es zwangsweise eher gemächlich. Der hatte zwar schon den 1,7-Liter-Saugmotor mit 57 PS, der ab 1987 den 50PS Saugdiesel abgelöst hat, war aber trotzdem eher eine Wanderdüne bei rund 2,5 Tonnen Lebendgewicht.
Das ergibt ein Leistungsgewicht von
2.500kg / 57PS = 43,86kg/PS
Jedes PS hat also fast 44 Kilo durch die Gegend geschleppt und auch die Steigung hinauf. Das bedeutete in der Steigung aus dem Werratal hinaus auf der A7 den dritten Gang bei Vollgas mit 60km/h. Wenn mir jemand den Schwung genommen hat, wurde es der zweite Gang bei Vollgas und 40 km/h. Spaß hat das nicht gemacht und am Ende der Steigung war immer Pause auf dem Parkplatz. Gefahren bin ich dort mehrmals pro Jahr, das war immer der Heimweg von Lübeck zurück nach München, bevor ich herausgefunden hatte, dass sich die Strecke über Berlin viel angenehmer fahren lässt.
Mit dem zweiten Mobil, dem alten Benz, hatte auch ich mein erstes wirklich gut motorisiertes Gefährt.
Das hat richtig Spaß gemacht. Der 2,9-Liter Turbodiesel hat kräftig angeschoben, die Beschleunigung war spürbar und nicht nur durch genaue Beobachtung der Tachonadel messbar, wie noch beim VW-Bus. Gut, er hat dabei einen infernalischen Lärm gemacht, der Motor war ja auch genau vor meiner Nase und nicht fast drei Meter hinter mir. Aber es hat sich toll angehört, wenn der sich ins Geschirr gelegt hat.
Aus dem Werratal ging es jetzt im vierten Gang und mit rund 90 Sachen heraus. An den meisten anderen Autobahnsteigungen brauchte ich gar nicht herunterzuschalten und konnte den Tempomat unverändert auf meistens 95km/h stehen lassen. Oft hätte ich schneller gekonnt, wollte ich aber nicht und das meine ich mit souveränem Fahrgefühl. Für den Sprinter 312D mit 3,5t und 122PS ergab sich ein Leistungsgewicht von 28,69kg/PS.
Ganz ähnlich fährt sich mein aktuelles Mobil, der Concorde auf Sprinter 416CDI Fahrgestell.
Für den ergibt sich ein Leistungsgewicht von
4.900kg / 156PS = 31,41kg/PS
Nach meinen hier dargelegten Erfahrungen empfehle ich für eine angenehme Motorisierung ein Leistungsgewicht von um die 30 kg/PS. Damit kommt man eine Autobahnsteigung flott hinauf, kann überall mithalten und sich auch mal per Zwischenspurt aus einer LKW-Schlange verabschieden.
Ganz nebenbei wird ein Motor, der nicht ständig auf der letzten Rille gefahren wird, auch länger halten und weniger Sprit verbrauchen. Ob man die mögliche Endgeschwindigkeit ausnutzt, muss ja jeder selbst wissen. In meinem Fahrzeugschein steht als Höchstgeschwindigkeit 155km/h, das sind sogar noch 4km/h mehr, als beim alten Benz, mit dem ich tatsächlich ab und zu so schnell gefahren bin. Das macht aber auch nicht lange Spaß und da bin ich ja wieder am Ende der Leistungsskala und das souveräne Gefühl „ich kann, wenn ich will“ ist weg.
Das Leistungsgewicht kann sich jeder selbst leicht ausrechnen, wie habe ich hier gezeigt. Das macht die Fahrzeuge bei der Wohnmobilauswahl besser vergleichbar.
Gruß
Henning